Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer Zum Bestand einer Schulbibliothek Kern jeder Bibliothek ist ihr Bestand. Während der Bestand einer Öffentlichen Bibliothek ein breites und möglichst umfassendes Spektrum der Interessen ihrer Nutzer widerspiegelt, so umfasst der Bestand einer Schulbibliothek fünf Schwerpunkte, die pädagogisch geprägt sind: 1. den allgemeinen Informationsbestand, 2. den Fachbestand ( = Grundbestand einzelner Fächer), 3. den Themenbestand ( = Bestand zu einer Unterrichtseinheit), 4. den Servicebestand und 5. den Freizeitbestand zu 1. Der allgemeine Informationsbestand enthält Bücher, die für alle Schüler und Lehrer über alle Schulformen und Fächer hinweg für alle allgemeinen Informationen brauchbar sind, wie z.B.: · Nachschlagewerke · Wörterbücher: z.B. DUDEN alle 12 Bände · Wörterbücher fremder Sprachen (ein- und zweisprachig) · Allgemein-bildende Lexika (z.B. "Brockhaus" u. "Meyers") · Fischer Welt-Almanach · Kartenwerke · Atlanten, Globus, Schaubilder ... · Lernhilfen für den Selbstunterricht, für Nachhilfe und Förderunterricht · Bücher zum "Lernen lernen" zu 2. Der Fachbestand zu einzelnen Fächern enthält Bücher, die übergreifendes Wissen zu einem Fach bieten und Hilfen bei Fachbegriffen oder ein fachliches Hintergrundwissen liefern, wie z.B.: · Fachlexika, · zu Personen, Sachen, Orten, Titeln · Handbücher, Einführungen, Abrisse, Geschichten, Übersichten, Taschenbücher, Schulbücher · Tabellenwerke, Normenbücher, Formelsammlungen. · Repetitorien und Aufgabensammlungen zur Vorbereitung auf Prüfungen · Experimentieranleitungen Beim Aufbau des Bestandes für ein Fach ist die Schulbibliothek auf die Mithilfe der Fachkollegen angewiesen. Auch die öffentlichen Bibliotheken können mit ihren Informationsdiensten (ID) an dieser Stelle sehr hilfreich sein. Dabei sollte man daran denken, welche Fächer in der Schule unterrichtet werden und welcher Schwierigkeitsgrad den Schülerinnen und Schülern zuzumuten ist.[1] zu 3. Der Themenbestand wird gezielt zu einer einzelnen Unterrichtseinheit angeschafft und muss so umfangreich sein, dass alle Schülerinnen und Schüler im Bibliotheksunterricht oder im bibliotheksgestützten Unterricht ohne Wartezeiten arbeiten können. Es empfiehlt sich deshalb, je Schüler 1,5 Bücher zur Verfügung zu haben. Dabei kann je nach Aufgabenstellung der Themenbestand durch den Fachbestand des betreffenden Faches aufgefüllt werden. Er enthält zum Thema u.a.:
(wenn möglich und nötig in historisch-kritischer Ausgabe) · Interpretationen · Biographien · Quellensammlungen und Arbeitsmaterialien zu 4. Der Servicebestand enthält Bücher, Karten, Broschüren oder Loseblattsammlungen die von außerunterrichtlichem Nutzen für Schüler und Lehrer sind. Dazu gehört in gewisser Weise auch der allgemeine Grundbestand. Typische Beispiele für den Servicebestand wären: · Blätter zur Berufskunde · Gesetzes-Texte (evtl. mit Kommentar) · Zeitschriften wie "Test" · Literatur u. Karten zur Vorbereitung von Klassenfahrten[3] · Loseblattsammlungen wie "Globus-Bilderdienst" · Kostenlose Zeitschriften und Broschüren zum Mitnehmen zu 5. Auch der Freizeitbestand ist in gewisser Weise eine Serviceleistung der Schulbibliothek, die eher der Leseförderung als der Informationsbeschaffung dient. Hier finden sich daher meist Bücher, die dem freien Lesen der Schüler dienen und - damit sie gelesen werden - auf deren Interessen und Geschmack Rücksicht nehmen. Dafür bieten sich neben Büchern, die sich in einer Pause oder einer Freistunde lesen lassen, Zeitungen, Zeitschriften und Illustrierte an.[4] Einerseits ist der Bestand einer Schulbibliothek – wegen seiner pädagogischen Schwerpunktsetzungen - gekennzeichnet durch seine Einseitigkeit und andererseits durch seine Staffelung. Die Staffelung des Bestandes ergibt sich aus der mit Bibliotheksunterricht sinnvoll verbundenen Gruppenarbeit. Dabei sollten einzelne Titel bis zu sechsmal vorhanden sein, damit bei einer Klasse von 24 Schülerinnen (sechs Gruppen mit vier Mitgliedern) in jeder Gruppe wenigstens einmal das gleiche Informationsmaterial vorhanden ist; denn dadurch wird eine gerechte Bewertung der einzelnen Gruppenleistungen sehr erleichtert. Die Schwerpunktbildung beim Bestandsaufbau wird sich ergeben aus den an der Schule zu unterrichtenden Fächern einerseits und den durch die Rahmenrichtlinien vorgegebenen Unterrichtsinhalten andererseits. Das kann z.B. dazu führen, dass in einer Schule kein Fachbestand zum Fach Rechnungswesen vorhanden ist. Auf der anderen Seite ist z.B. der Themenbestand zum Thema "Brecht. Der gute Mensch von Sezuan" mit 20 Titeln sehr gut ausgestattet; während zu einem Thema, das in den Rahmenrichtlinien nicht ausgewiesen wird, kein Titel vorhanden ist. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass der Bestand zu einem Fach - wie z.B. Ernährungslehre" - in einer Schulbibliothek umfangreicher vertreten ist als in der benachbarten Öffentlichen Bibliothek. Der Umfang des Bestandes Der Umfang des Gesamtbestandes ist abhängig von der Zahl der Schülerinnen und Schüler einer Schule. Als Richtwerte können in Anlehnung an andere Bundesländer und das Deutsche Bibliotheksinstitut gelten: - Primarbereich: 3 Bände je Schüler/Lehrer - Sekundarbereich I: 5 Bände je Schüler/Lehrer - Sekundarbereich I + II: 8 Bände je Schüler/Lehrer - Sekundarbereich II: 5 Bände je Schüler/Lehrer - Berufsbildende Schulen: 5 Bände je Schüler/Lehrer. Diese Zahl der Bände ist eine Mindestnorm (ohne AV-Medien und Zeitschriften): Für Ausleihe und "freie Lektüre" müssten weitere Bände hinzukommen.[5] Eine Ausleihe aus der Schulbibliothek sollte immer die Ausnahme bleiben und bedarf einer besonderen pädagogischen Begründung; denn eine Schulbibliothek ist ihrer Funktion nach eine Präsenzbibliothek, müssen doch ihre Bestände für den Bibliotheksunterricht präsent sein. Im Rahmen der Zusammenarbeit von Schulbibliothek und Öffentlicher Bibliothek wird die Schulbibliothek beim Bestandsaufbau und der Bestandspflege den Sachverstand in den Öffentlichen Bibliotheken nutzen. Von dort ließe sich durch Ausleihe z.B. auch der Bestand der Schulbibliothek für die Durchführung von Bibliotheksunterricht ergänzen. In vielen Fällen - und besonders, wenn mit der Einrichtung einer Schulbibliothek neu begonnen wird - kann auch mit einer geringeren Ausstattung hinreichend gearbeitet werden. Dabei empfiehlt es sich die finanziellen und argumentativen Kräfte zunächst auf ein einzelnes Unterrichtsprojekt zu beschränken und die Bibliothek dann für weitere Unterrichtsprojekte von Jahr zu Jahr weiter auszubauen. [1] Häufig spiegeln die Bestände einer Schulbibliothek das Niveau der betreffenden Lehrkräfte der einzelnen Fächer wider, so dass die Texte für Schülerinnen und Schüler kaum verständlich sind. Dies ist häufig auch das Ergebnis einer alten üblen Gewohnheit, dass nämlich Bücher für die Hand von Lehrerinnen und Lehrern angeschafft werden – was absolut unzulässig ist; denn öffentliche Mittel zur sächlichen Ausstattung von Schulen dürfen nicht wegen eines geldwerten Vorteils für Privatpersonen genutzt werden. [2] Da es vorkommt, dass der Roman, das Drama oder die anderen benötigten Unterlagen (Quellensammlung) vergessen wurden, ist es für die Arbeitsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler gut, wenn in der Schulbibliothek einige Exemplare stünden. [3] siehe: Dock, Arnold: Wir machen eine Klassenfahrt. In: Weiter Lesen. Leseförderung in den Sekundarbereichen I und II. Hrsg. Nieds. Kultusministerium. Hannover: 1998, Seite 23 [4] Eine Idee, wie man den Freizeitbestand füllen kann finden Sie in der Broschüre „Weiter Lesen“ (Leseförderung in den Sekundarbereichen I und II. Hrsg. V. Nieds. Kultusministerium, Hannover: 1998, Seite 9: A. Dock: Der Leseturm.) |