Internet und Schulbibliothek
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Zur Diskussion (Ergebnisse einer Befragung)

 Internet und Schulbibliothek

Um das Ergebnis der Befragung[1] zusammenfassend vorweg zu nehmen: Die Euphorie über die Möglichkeiten des Interneteinsatzes im schulischen Bereich, die manche Pädagogen, viele Politiker und die Vertreter der einschlägigen Wirtschaft ergriffen hat, wird von den von mir befragten Schülerinnen und Schülern nicht geteilt.

Ein Drittel[2] der SchülerInnen hat mit dem Internet „nichts am Hut“, weil sie entweder keinen privaten Zugang dazu haben oder ihn nicht nutzen[3]. Ein weiteres Drittel benutzt das Internet lediglich privat, um z.B. Musik herunterzuladen oder eine SMS zu schicken. Lediglich das letzte Drittel – darunter sind mehr Jungen als Mädchen – nutzt das Internet auch zu schulischen Zwecken (Hausaufgaben, Referate ...) und zur allgemeinen Informationsbeschaffung.

Von allen Befragten äußern sich nur ca. 10 %  uneingeschränkt positiv über ihre schulischen Erfahrungen mit dem Internet; es sind in der Regel Jungen, die den besonderen Reiz des neuen Mediums auch vom Technischen her schätzen; häufig ist bei diesen Schülerinnen und Schülern eine hohe Korrelation zur schulischen Leistung festzustellen.

Der Hauptvorwurf gegen das Internet, das meist „nur Schrott“ liefere, richtet sich hauptsächlich gegen die Kosten in Bezug auf den Nutzen und gegen den Zeitaufwand, der bei einer Recherche im Internet erforderlich ist. Die nötige Geduld und auch eine gewisse  Leidensfähigkeit (bei Fehler- und Fehlmeldungen) werden von Schülerinnen und Schülern nur ungern aufgebracht.

Dabei kann aber festgestellt werden, dass ihre Vorwürfe nicht etwa aus Unkenntnis im Umgang mit dem Medium erfolgen. Die Bedienung der Hard- und Software wird durchaus von den Schülerinnen und Schülern beherrscht. Was allerdings fehlt sind einerseits Kenntnisse in Recherche-Methoden und andererseits ist es die Struktur des Inhalts, der im Internet zugänglich ist. Er lässt sich eher mit einer Rumpelkammer vergleichen als mit einer Bibliothek.

Die im Unterricht eingeübten Methoden der Informationsbeschaffung sind weitgehend nicht anwendbar und die gewohnte systematische Aufbereitung einer Bibliothek fehlt.

Solange sich Informationen im Internet derart willkürlich für die Schülerinnen und Schüler darstellen und im Unterricht nicht zweckdienliche Recherche-Methoden eingeübt werden, bleibt das Internet in der Schulbibliothek neben den traditionellen Medien zwar eine nützliche Ergänzung des Informationsangebotes, aber nicht mehr.

Ein wenig erinnert die gegenwärtige Internet-Euphorie an die Euphorie der 70er Jahre, als die Schulen von den audio-visuellen Medien „erobert“ werden sollten; bis heute haben aber auch sie den Unterricht nicht wirklich verändert, sondern lediglich punktuell ergänzt.


[1] Befragt wurden 92 Schülerinnen und Schüler (4 Klassen) eines Fachgymnasiums aus den Klassen 11 (2 Klassen), 12 und 13 (Wirtschaft, Technik, Ernährung/Hauswirtschaft) in etwa dem gleichen Verhältnis.

[2] Da die Ergebnisse für die hier beabsichtigte pädagogische Auswertung in angenäherten Werten ausreicht, wurde auf eine differenzierte Auswertung verzichtet.

[3] Die Schule bietet ganztägig drei freizugängliche Internetplätze in der Schulbibliothek, die kostenlos genutzt werden können.

 
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